Geocaching in Bonn/Rhein-Sieg: Schnitzeljagd mit GPS-Gerät
BONN/RHEIN-SIEG-KREIS Irgendwo am Rand von Bonn-Ückesdorf: Die Sonne ist bereits untergegangen, es wird zunehmend dunkel. Michael Ponath (32) aus Swisttal, Alexander Kapellner (30) und seine Schwester Larissa Kapellner (27) aus Bonn sind startklar. Festes Schuhwerk, Taschenlampe, Navigationsgerät: Alles ist vorhanden, die Jagd kann beginnen.
Die Beute ist eine kleine Dose, in Fachkreisen Cache genannt. Die drei sind Geocacher vom Team [BN]. Mit Hilfe von GPS-Geräten gilt es, den Weg zum Cache zu finden (siehe Kasten). Stefan Weiß, auch Mitglied im Team [BN], hat diesen sogenannten Night-Cache, also eine spezielle Suche bei Nacht, konzipiert und eine Fantasy-Geschichte darum herum gestrickt.
Mit einer Spielanleitung in der Hand geht es los. Zu Beginn muss ein Morsecode geknackt werden, um die ersten Koordinaten zu ermitteln. Kein Problem für die erfahrenen Geocacher. Unter einer kleinen Brücke finden sie dann zwischen Brettern die nächsten Richtungswerte. Schnell sind sie ins GPS-Gerät eingeben.
Weiter geht es durch Ückesdorf, umliegende Felder und Waldgebiete. Mal müssen die Verstecke der nächsten Koordinaten mit Hilfe eines kniffligen Zahlenrätsels ermittelt werden, mal gilt es, unter Steinen zu suchen oder – als Besonderheit beim nächtlichen Geocaching – den Weg durch raffiniert an Schildern und Bäumen angebrachte kleine Reflektoren zu finden. Ohne Taschenlampe geht es also nicht.
„Geocaching ist eine moderne Schnitzeljagd“, sagt Michael Ponath. Seit Herbst 2011 ist er dem Geocaching verfallen. „Bei einem Urlaub auf Ibiza habe ich mich auf einer Bank zufällig auf einen Cache gesetzt, der schlecht versteckt war.“ Von da an gab es kein Halten mehr. Nicht nur in der Region, auch in den USA und in Indonesien hat er schon Caches gesucht und gefunden. Mehr als 7000 Stück stehen auf seiner Erfolgsliste. Überdies hat er selbst rund 200 Stück in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis versteckt.
Mehr und mehr Menschen begeistern sich für Geocaching, laut Ponath sind es alleine in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis rund 5000 Männer und Frauen. Das Hobby ruft aber auch Kritik hervor. Zum Beispiel, dass die Geocacher wild durch den Wald trampelten und die Natur schädigen würden. „Wir achten auf die Natur“, hält Ponath dagegen.
Man lasse auch nichts im Wald zurück. Auch hätten er und andere Geocacher ihre Touren bereits mit Müllsammelaktionen verbunden. Ebenso gelte es, andere Dinge im Blick zu haben, erläutert Ponath weiter. Zum Beispiel, dass der Cache gut versteckt ist, damit ihn niemand zufällig finden und für gefährlich halten kann. Auf Spielplätzen sollte man keine Dosen verstecken. Es könne schnell zu Missverständnissen kommen, wenn sich mehrere Menschen suchend auf einem Spielplatz herumtreiben, sagt er.
Zwei Stunden dauert die Jagd bereits. Mittlerweile hat sich Michael Kuntze (31), ebenfalls aus dem Team [BN], angeschlossen. Gemeinsam sucht die Gruppe mit ihren Lampen an Bäumen nach weiteren Reflektoren. Plötzlich leuchtet es rot auf. Der Weg ist gefunden. Aus dem Waldstück geht es über einen Sportplatz weiter auf eine Straße. Die Spielanleitung weist nur noch wenige Stationen bis zum Ziel aus.
Endlich: Im Gebüsch neben einer Straße muss der Cache versteckt sein. Ein paar Minuten muss gesucht werden, dann ist er, im Boden vergraben, gefunden. In ihm befindet sich das Logbuch, in das sich die erfolgreichen Finder eintragen. Später werden sie ihren Erfolg dann noch auf einer speziellen Internetseite dokumentieren.
Durchs Geocaching würde er unbekannte Orte kennenlernen und bereits bekannte neu entdecken, sagt Michael Ponath. „Es ist auch eine wunderbare Sache, um Kinder für die Natur zu begeistern“, fügt Alexander Kapellner hinzu. „Sie sind an der frischen Luft und haben Spaß.“
Wann immer es geht, ist das Team [BN] auf Dosensuche. Gerne hätten die Geocacher dabei einmal prominente Unterstützung. „Bernhard Hoëcker ist auch ein leidenschaftlicher Geocacher“, sagt Ponath. „Mit ihm würde ich schon gerne losziehen.“
Geocaching
Geocaching ist eine Art elektronische Schnitzeljagd. Es gilt, die „Caches“ – wasserdichte Behälter in verschiedenen Größen – mittels GPS-Koordinaten zu finden. Die Koordinaten weder entweder auf einer speziellen Internetseite wie www.geocaching.com direkt veröffentlicht oder müssen in einer Suche mit mehreren Stationen nach und nach gefunden werden.
In diesem Fall sind die erste Station und die Spielanleitung online zu finden. Nicht selten gehören auch Rätselaufgaben dazu. Geocaching existiert seit dem Jahr 2000. Laut www.geocaching.com gibt es weltweit mehr als 2,3 Millionen Caches und mehr als sechs Millionen Geocacher. Sogar in Nordkorea und der Antarktis sind Caches versteckt. Gespielt werden kann Geocaching mit einem GPS-Gerät oder einem Smartphone und der entsprechenden App.
Bericht von „Christoph Meurer“ GA Bonn 09.2014